Schmerzen beim Musikmachen - was sie uns zu sagen haben

Wie du deine Schmerzen los wirst und wieder in Fluss kommst
Schmerzen beim Musikmachen

Was macht man, wenn beim Üben Schmerzen auftauchen? Wenn plötzlich das Handgelenk weh tut oder der Rücken?

Eine zeitlang können wir das vielleicht ignorieren, und oft verschwindet es sogar wieder von alleine.

Doch manchmal halten sich die Schmerzen und machen hartnäckig auf sich aufmerksam.

 

So erging es auch einer erwachsenen Schülerin, die in der Klavierstunde immer wieder über Schmerzen im Schulterbereich klagte. Als dieser Schmerz auch nach einigen Stunden und vielen Versuchen, etwas an der Sitzhaltung zu ändern, nicht besser wurde, fanden wir es sinnvoll, das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Oftmals ist es nämlich so, dass Schmerzen eine wichtige Information für uns haben, etwas, das sie uns mitteilen möchten, damit wir uns weiter entwickeln können.

 

 

Nach innen lauschen und den Schmerz "befragen"

Meine Schülerin setzte sich also auf einen Stuhl (mit Lehne, damit es ein bisschen bequemer ist als auf dem Klavierhocker) und begann erst einmal damit, sich zu entspannen und ihren Körper zu spüren. Dann lud ich sie dazu ein, sich dem Schmerz im Rücken einmal ganz bewusst zuzuwenden, ihn mal so wahrzunehmen, wie er sich jetzt anfühlte.

 

Als sie einen guten Kontakt dazu hatte, fragte ich sie, ob sie ein Gefühl mit dem Schmerz verbinden würde, eine Emotion. Sie ließ sich viel Zeit, um den Schmerz daraufhin zu „befragen“ und sagte, dass sie Traurigkeit wahrnehmen würde. Aha – der Schmerz war also mehr als „nur“ eine körperliche Empfindung... wir waren der Information auf der Spur, die der Schmerz meiner Schülerin zukommen lassen wollte.

 

Nach einiger Zeit ließ diese Traurigkeit in ihr Bilder aufsteigen aus ihrer Jugendzeit, in der sie gerne in einem Chor mitsingen wollte. Der Chorleiter fand sie aber nach einigen Proben doch zu „schlecht“ und schickte sie wieder nach Hause.

 

 

 

Den Schmerz bewusst fühlen - und ihn zum Schmelzen bringen

Diese Erfahrung, die damals verhindert hat, dass meine Schülerin ihrer Kreativität durch das Singen Ausdruck verleihen konnte, hatte sich im Körper festgesetzt und manifestierte sich bis heute in der verspannten Schulter.

 

Indem sie sich nun der damaligen Erfahrung und dem Gefühl, das es auslöste, bewusst noch einmal zugewendet hat, begann sich die Muskelverhärtung auf der Stelle zu lösen. Ich konnte von außen sehen, wie sich der Rücken insgesamt entspannte, und sie berichtete, dass sie sich ganz erleichtert fühlte, den emotionalen Schmerz von damals noch einmal zu fühlen - und damit loslassen zu können.

 

Danach konnte sie ihren Rücken wieder gut bewegen und fürs Klavierspielen nutzen – die Blockade hatte sich aufgelöst.

 

Manchmal fällt es uns zunächst schwer, uns einem unangenehmen Gefühl zuzuwenden. Doch genau DAS wahrzunehmen, was sich zeigen möchte, was sich Ausdruck verleiht durch einen Schmerz oder durch eine unangenehme Emotion, ist meistens das, was uns in dem Moment hilft, uns weiter zu entwickeln und freier zu werden in unserem musikalischen Ausdruck.

 

 

 

Was machst du, wenn du Verspannungen beim Üben hast? Was hilft dir dabei, wieder locker zu werden?

 

 

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